Über uns


Kurzgeschichte des Landgasthofes Scheit:


● am 13. Februar 1991 öffnet die „Sauna 2000“ ihre Pforten

● am 1. März 1992 wird die Gaststätte eröffnet, zuvor stand hier eine alte 
   Scheune

● ab 11. Oktober 1992 rollen die ersten Kugeln über die Kegelbahn

● ab 19. November 1994 steht den Gästen für Feierlichkeiten das Kaminzimmer
   zur Verfügung

● am 15. September 1995 wird der hauseigene Parkplatz eingeweiht





Das sagt die Presse über uns:

Wer eine Schönheitskönigin kennenlernen will, legt auf seiner Wandertour durch den Ilmkreis einen Stop in Niederwillingen ein. Und da hat man sie auch schon vor sich – die strahlende Siegerin: 1995 wurde die kleine Ansiedlung zum schönsten Dorf Thüringens gekürt. Sie würde auch heute einen Titel verdienen, denn schön ist sie hier immer noch. Geprägt wird das Dorfantlitz vom malerisch die Straßen durchziehenden Flüßchen Wipfra, von einer kleinen Dorfkirche und der zauberhaften Umgebung des Thüringer Waldes. Mittendrin hält der Landgasthof Scheit für Ankommende seine Pforten offen. Wer der Einladung folgt und eintritt, hat eine gute Entscheidung getroffen. Denn bei Familie Scheit ist man zu Gast bei Freunden, bekommt ein leckeres Essen serviert und findet darüber hinaus ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen. Fürs Wohlgefühl der Gäste und die herzliche Atmosphäre, die hier jedem Bekannten und Unbekannten sogleich entgegenweht, sorgt Hagelind Scheit, die Wirtin. Man merkt ihr an, daß sie den vor mehr als 15 Jahren gefaßten Entschluß, beruflich umzusatteln, nicht bereut hat. Mit von der Party war damals und ist heute Ehemann Karsten (betreibt seit einem Jahr zusätzlich das Restaurant „Zum Mühlenwirt“ in der Kunstmühle Kleinhettstedt). 1991 entscheiden sich die beiden Saunabegeisterten, auf dem elterlichen Bauernhof eine eigene Schwitz- und Badelandschaft einzurichten, mit allen Schikanen und öffentlich zugänglich. Neugierige Saunierer aus der nahen und weiteren Umgebung ließen nicht lange auf sich warten und bildeten schon bald darauf eine verläßliche Stammkundschaft. Die aber wollte es – weil die Stimmung im Haus Scheit so angenehm war – nach dem Saunagang nicht länger beim Schwitzen belassen, sondern danach noch in fröhlicher Runde gemeinsam essen und trinken. Mit diesem nachhaltigen Gästewunsch wurde die Geburtsstunde des Landgasthofes Scheit eingeläutet. Seitdem hat die Familie Stück für Stück und über die Jahre fleißig saniert und ausgebaut. Gemütlich und komfortabel ist es jetzt – in den sechs Doppelzimmern, in der ländlich-rustikalen Gaststube, im angrenzenden Lichtdurchfluteten Saal, auf der Kegelbahn, im urigen Kaminzimmer und natürlich in der von einem Bad Blankenburger Maler künstlerisch ausgestalteten Badelandschaft mit finnischer, Bio- und Dampfsauna, mit Solarium, Schwimmbecken, Freiterrasse und Ruheraum. Vor oder nach dem Saunieren und auch ganz ohne absolvierte Schwitzstunden lädt Küchenchef und Sohn Danny Scheit zum Essen ein. Er widmet sich mit Hingabe der modernen Thüringer Küche, hat aber auch fast vergessene Gerichte im kulinarischen Programm. So wecken einige Speisen aus der umfangreichen Karte bei manchen Gästen – vor allem jenen, die in der DDR groß geworden sind – nostalgische Erinnerungen. Sie können bei Danny Scheit wieder einmal einen Schwedeneisbecher genießen, eine Soljanka oder ein Steak au four, das wie damals mit Würzfleisch und Käse überbacken ist. Neben diesen traditionellen Gerichten weiß der junge Koch aber auch mit ganz modernen Rezepturen umzugehen. Ein bei den Gästen beliebtes Gericht ist zum Beispiel sein Zanderfilet mit Mandelkruste, Dillsoße und Basmatireis. Wer beim Schmausen Lust auf einen Plausch mit der Wirtin verspürt, wird nicht enttäuscht. Hagelind Scheit weiß amüsant zu unterhalten und klärt auf Wunsch auch gern über die Entstehungsgeschichte ihres in Deutschland nur dreimal vergebenen Vornamens auf.

(aus dem Buch „Entdeckungen in Thüringen – Eine Landpartie“ von Micaela Seiferth-Wilde, Angela Liebich, Herausgeber: LandFrauenTouristik, 2006)



● Atmosphäre *****

Speisen *****

Ausstattung *****

Getränke ****(+)

Sauberkeit *****

Preis/Leistung ****(+)

Bedienung *****

Wellness für „Leute wie Du und ich“ *****





Bratkartoffeln mit Aufguß


Der Landgasthof Scheit in Niederwillingen – schier am Ende der Welt
und doch so nah

Mitte der 80er Jahre überfiel ohne Vorwarnung die Saunawelle das Hoheitsgebiet der DDR und wir, die der Freikörperkultur verfallenen Hilfserben Lenins, rissen uns in reiner Verzückung die Kleider vom Leibe, mußten wir doch nicht mehr an die Strände von Zingst oder Prerow reißen, um unsere nudistischen Neigungen ausleben zu können.
Oasen blaugekachelter staatlich gelenkter Dampfbäder schossen wie Pilze aus dem Boden, deren Wände oft mit kitschig-knallbunten Hawai-Sonnenuntergängen verziert waren. Mehrmals wöchentlich entflohen so die Werktätigen durch kräftiges Schwitzen im Wechselbad mit eiskalten Wasserschwallen der Tristesse des real existierenden Sozialismus. Erst distanzierte sich mahnend die Parteiführung von solchen Ausschweifungen, drohte sogar frei nach dem Motto „Nimmt ein Ei mehr“ mit gesundheitlichen Nachteilen, das aber nur, weil es an Öfen mangelte. Doch in Folge wirtschaftlichen Lenkungsdirektiven kam der Stimmungswandel; die Partei setzte sich an die Spitze der Saunabewegung, und 1988 berichtete die NBI (Neue Berline Illustrierte) sogar erstmals über eine Sauna-Privatisierung in Neubrandenburg. Diese Reportage stieß auch bei Schlosser Karsten Scheit aus Niederwillingen bei Stadtilm auf offene Ohren, denn er war es leid, sich bei seinen regelmäßigen Saunabesuchen im Ilmenauer Stadtbad immer wieder in eine sozialistische Wartegemeinschaft einreihen zu müssen. Er klemmte sich also mit seiner Zimmerlinde „Nachtschwester Hagelind“ hinters Lenkrad des weiß-braunen Lada und besuchte die jungfräuliche Attraktion im Norden der Republik.
Auf dem Heimweg stand für beide unbeirrbar fest: Wir bauen eine Sauna! So nahm das Heil seinen Lauf und jene euphorische Heimfahrt war die eigentliche Geburtsstunde des „Landgasthofes Scheit“.
Nur, das ahnte damals noch keiner, die Bauarbeiten begannen erst einmal mit der Vertreibung der Hühner und Enten aus der Scheune, um dort ein Schwimmbecken in das Erdreich zu graben.
Aber auch Oma Marianne und Opa Karl, noch Eigentümer von Land und Gebäuden, mußten von der Idee überzeugt werden, ins feucht-warme Dienstleistungsgewerbe einzusteigen. Ihre Entwicklung von preußisch-geradlinigen Agrariern zu bundesdeutsch unternehmerisch denkenden Badebetreuern verlief ebenso geradlinig, und sie sind mittlerweile nicht wegzudenkende Stützen des Saunabetriebes.
Vor dem Vergnügen aber floß der Schweiß – und bürokratische Hemmnisse, bedingt durch die Übernahme der Wiedervereinigung durch Beamte, verhinderten außerdem einen reibungslosen Ablauf. Unter diesen Aspekten verwundert es eigentlich nicht, daß erst im Februar 1991 die nagelneue Dampfkulturlandschaft für die Saunarier freigegeben wurde, die natürlich prompt Durst bekamen. Also schenkte man Wasser, Cola Light und Bier in Büchsen aus. Unter Zuhilfenahme des morschen Entsafters von Oma Marianne verwandelte man für kurze Zeit sogar selbstgezogene Tomaten. Möhre, Äpfel und Birne in biologische Powerdrinks. Dann wurden die ersten Schnittchen bestellt.
Plötzlich ahnte Karsten, daß er eine Goldader angestochen hatte und investieren mußte, denn die Konkurrenz schlief nicht. „Nur die Stärksten werden überleben“, resümierte er völlig richtig und fuhr auf eine Messe für Freizeit und Erholung nach Erfurt, um dort eine Saftbar zu organisieren. Dort unterlag er mit fliehenden Fahnen dem verkäuferischen Talent eines handelsreisenden Möbelvertreters, der ihm zusätzlich zur gewünschten Ausstattung eine braune, spießbürgerliche Einrichtung Marke „Gelsenkirchener Spätbarock“ für ein Gasthaus aufschwatzte, das er gar nicht besaß.
Ein Glücksfall, wie sich später herausstellte.
Folgerichtig wurde also wieder ein Stück agrarischer Nutzfläche dem Fortschritt geopfert, nunmehr, um eine Gaststube einzurichten. Bald folgten Küche, Kaminzimmer und ein den Wetterunbilden trotzender Vorbau. Ja sogar die geliebten, saftigen Schattenmorellen wurden gerodet und der Hausgarten überdacht, um einem Saal zu weichen.
Nebenbei aber arbeiteten beide noch in ihren Berufen, denn vom heißen Dampf allein ließ sich anfänglich noch keine Familie ernähren. Selbst zum Rübenhacken machten sich die beiden Frauen noch auf. Unterrichtete Kreise aber sagen einstimmig aus, daß sie das nur taten, um den mithackenden Frauen aus dem Dorfe auch die letzten ländlichen Backgeheimnisse zu entlocken. Noch heute ist unter all den Schmandköstlichkeiten auch der sogenannte LPG-Kuchen im Angebot – ein Hammer mitteldeutscher Bauernbackkunst aus Mürbeteig (bestrichen mit Buttercreme, belegt mit Preiselbeeren, bedeckt mit Keksen und glasiert mit fein herben Schokoladenguß) – ist er allein des Kommens wert.
Alles das ahnt der Fremde Gast heute nicht mehr, und es überfällt ihn bei der Einkehr das Gefühl, ein über Generationen gewachsenes Gasthaus zu betreten. Mittlerweile kommen die Besucher nicht nur der wundervollen Kräuteraufgüsse, sondern auch der erfrischend und dabei noch traditionellen Küche wegen, die von Sohn Danny geführt wird, der – ebenso wie sein Bruder Christian, der von der Familie vorrübergehend als Kaderreserve zum Bund abgestellt ist – unbedingt Koch lernen wollte. Schon aus diesem Grund heraus, haben sich wohl alle Investitionen der Eheleute Scheit gelohnt.
Als wir testeten, herrschte im Saal ausgelassene Stimmung, denn man feierte Stammgast Klausens 60sten. Der kräftige Zuspruch zu Alkoholika erinnerte daran, daß man in diesem Dorf, 1995 zum schönsten Thüringens gekürt, nicht nur anzupacken versteht, sondern auch richtig zu feiern weiß. Der aal glühte nicht nur sprichwörtlich, wozu der Wirt dann ein Übriges tat, denn Scheit für Scheit fütterte der Scheit den Kamin im ehemaligen Schattenmorellengarten mit mächtigen Klaftern frischer Birke.
Wir aßen Soljanka, Hühnerbrühe aus richtigen Hühnern (schmeckte jedenfalls so), Strindberg aus Schwein (fachlich falsch aber äußerst schmackhaft) und einer unserer Mittester bestellte sich schon die zweite Portion Gänsebrust mit Thüringer Klößen und dunkler, wollüstiger Soße. Heimlich stibitzte ich ihm ein Gäbelchen Kloß mit Soße vom Teller und wußte sofort: das Federvieh war nicht sinnlos gestorben!
Als wir gegen Mitternacht gingen, aßen die beiden Wirtsleute endlich zu abend. Kaum hatten sie Platz genommen, wurde der Stammgast Gero vom Stammtisch her rücksichtslos lauthals ein frisches Braugold. Der Wirt stöhnte.
Gero meckernd: „Wärschte eben ken Wirt geworden …, doch jetscht, wo der Schtrick gerisse ist, koan die Hippel och verrecke“!
Zischte sein Pils in einem Zug und das, obwohl er vorher gar nicht sauniert hatte.

(aus dem Buch „Thüringer Streifzüge, Band 1“ von Matthias Kaiser, Herausgeber: Zeitungsgruppe Thüringen, 2005)